Es gibt kaum eine komplexere und mit mehr Regularien belegte Branche als die für Lebensmittel. Von einzuhaltenden Kühlketten über sensible Verpackungsvorgänge bis hin zur Bereitstellung von Ersatzprodukten: Wer bei REWE seinen Einkaufskorb online füllt, kann sich kaum vorstellen, was bei der Abwicklung der Bestellung letztlich alles dahintersteckt. Ein Topf Basilikum wird anders verpackt und gekühlt als eine Flasche Milch. Was einfach klingt, hat bei der Kommissionierung seine Tücken.
Zur Abwicklung dieser Vorgänge hat REWE digital eine Software entwickelt, die sämtliche Prozesse des Fulfillments vom Moment der Bestellung bis hin zum Versand oder zur Ausgabe via Click & Collect vollumfänglich abbildet. Dass die Lösung Bestand hat, konnte REWE insbesondere im Lockdown eindrucksvoll beweisen. Mit dieser „Feuerprobe“ hat sich die Software in einer der komplexesten Handelsumgebungen bewährt und ist somit auch für den Einsatz in anderen Branchen ausgelegt. Seit Spätsommer 2020 steht die Lösung von fulfillmenttools, die auf derselben Plattform-Technologie wie die der REWE digital basiert, sämtlichen Handelsunternehmen als Software-as-a-Service zur Verfügung. Wir sprachen mit Björn Dröschel, Managing Director Product & Technology fulfillmenttools, über Chancen der Umsatzverlagerung auf den Online-Handel und die individuelle Anpassbarkeit der Software.
Björn Dröschel: REWE ist seit 2014 Pionier und Marktführer bei der Online-Bestellung, Lieferung und Abholung von Lebensmitteln in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurden diese Services sukzessive ausgebaut und dabei eine eigene Fulfillment-Plattform entwickelt. Ein Teil der Software wurde unter dem Namen fulfillmenttools weiterentwickelt und steht als Software-as-a-Service-Lösung jetzt auch Händlern aller Branchen für ihre digitale Zukunft zur Verfügung. Dass dieser Ansatz funktioniert, hat bereits unser „Schwesterunternehmen“ commercetools als erster Software-as-a-Service Anbieter im REWE-Portfolio mit seiner E-Commerce-Lösung vorgemacht.
Björn Dröschel: Lebensmittel online anzubieten, zu kommissionieren, zu liefern oder zur Abholung bereitzustellen – alles natürlich in von Kunden individuell gewünschten Zeitfenstern und mit höchstem Serviceanspruch –, das ist eine hohe Kunst. REWE behauptet in diesem Bereich in Deutschland unangefochten seine Marktführerschaft und Innovationskraft. Dabei sind die Anforderungen im Food-Fulfillment komplex und vielschichtig: Rechtliche Vorgaben wie beispielsweise bei Kühlzonen, aber auch der Serviceanspruch bei Ersatzartikeln und der Qualität der Produkte sind so hoch wie in kaum einer anderen Branche – und in Deutschland aufgrund von Regularien aller Art umso heikler. Wir haben diese Herausforderungen mit der eigens für REWE geschaffenen Fulfillment-Plattform gemeistert und komplexe, hoch perfektionierte Prozesse und Systeme implementiert. Nicht zuletzt dank dieser zukunftsfähigen Technologieinfrastruktur unserer Softwarelösung konnte REWE im Frühjahr 2020 – also während des ersten Lockdowns – beweisen, dass sich innerhalb kürzester Zeit die Abholservice-Standorte verdoppeln lassen.
Aus dieser DNA ist fulfillmenttools entstanden. Demzufolge bringt sowohl die Plattform selbst als auch unser Team sehr viel Handels- und Tech-Expertise mit, die auch für andere Branchen wie Fashion, Consumer Electronics oder Freizeitbedarf ein wertvoller Wettbewerbsvorteil ist. Wir haben unsere Lösung so flexibel aufgebaut, dass sie sich auf Abhol- und Liefermodelle aller Art anwenden lässt. Dadurch ist es möglich, selbst komplexe Omnichannel-Angebote von Händlern mit den passenden Prozessen auszustatten um ihren Kunden moderne Services wie Click & Collect anzubieten – auf Basis ihrer bestehenden IT-Infrastruktur.
Björn Dröschel: Die Corona-Pandemie treibt die schon seit Jahren bestehende Umsatz-Verlagerung auf den Online-Handel noch schneller voran als von Experten prognostiziert. Für alle Handelsunternehmen, egal ob große Kette oder kleiner Einzelhändler, gilt es deshalb, jetzt schnell zu reagieren und zu lernen, die wachsenden E-Commerce-Anteile in eine Chance zu verwandeln – und dabei gleichzeitig das bestehende Filialnetzwerk flexibel zu nutzen. Denn Kunden erwarten heute kurze Lieferzeiten, hohe Warenverfügbarkeit und ein optimales Omnichannel-Shopping-Erlebnis.
Für beide Entwicklungen spielt die flexible Anpassung der Fulfillment-Prozesse an den zunehmenden Online-Handel eine große Rolle. Bei der Suche nach einer Lösung freuen sich viele Händler, auf etablierte Systeme zurückgreifen zu können, anstatt diese selbst entwickeln zu müssen. Hier kommt fulfillmenttools ins Spiel: Durch unsere moderne Software-Architektur, die auf dem API-first-Ansatz basiert, können wir unseren Kunden eine schnelle Integration in ihre Bestandssysteme gewährleisten – ein vor allem in der aktuellen Zeit wichtiges Entscheidungskriterium. Außerdem lässt sich unsere Plattform durch den modularen Aufbau an die spezifischen Bedürfnisse der Kunden anpassen und auch schrittweise implementieren. Aus diesen Gründen und weil die Plattform cloudbasiert ist, wachsen Funktionalitäten mit dem Händler mit – und das in seinem ganz individuellen Tempo. Was uns zuletzt von anderen Playern im Markt unterscheidet, ist der bereits erwähnte Ursprung im Handel und das „Made in Germany“-Qualitätssiegel der REWE. Dadurch verstehen wir die Herausforderungen und Bedürfnisse sowohl auf technischer als auch prozessualer Ebene.
Dieses Interview ist Teil unserer Blogserie zum Thema Commerce-Lösungen in der Foodbranche. Für den ersten Teil sprachen wir mit Dr. Robert Zores, CTO REWE digital, über die Herausforderungen, die der Lebensmittelmarkt mit sich bringt und warum es sich lohnt, in smarte Commerce-Lösungen zu investieren. Im Interview mit Dirk Hoerig, CEO bei commercetools, im dritten Teil erörtern wir am Beispiel von REWE digital, wie verschiedene Commerce-Softwares am besten miteinander harmonieren.